Am Dienstag haben sich die Kandidaturen zur Wahl der Rektorin/des Rektors erstmals öffentlich vorgestellt. Wer sind die drei Personen, die das Amt von Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden am 30. September 2018 möchten? Die bAStA hat zugehört.
Der Hörsaal SN 169 ist gut gefüllt, als es 13 Uhr wird und die vierstündige Veranstaltung beginnt. Diesen Dienstag haben sich viele freigehalten, um die Präsentation der Kandidaturen zur Wahl der Rektorin bzw. des Rektors am 20. Dezember kennenzulernen. Die Veranstaltung ist universitätsöffentlich. Deswegen sind nicht nur Vertreter aus der Hochschulpolitik oder den Universitätsorganen da.
Die Amtszeit des Rektors Prof. Dr. Ernst – Ludwig von Thadden endet am 30. September 2018. Sich noch einmal für die Wahl aufstellen lassen möchte er nicht mehr, nach über fünf Jahren im Amt. Somit hat die von Senat und Universitätsrat eingesetzte Findungskommission einen Wahlvorschlag mit drei Personen, die sich um die zuvor öffentlich ausgeschriebene Stelle beworben hatten, erarbeitet. Senat und Universitätsrat werden die Rektorin oder den Rektor wählen. Der oder die AmtsträgerIn wird also unter anderem auch von Studierenden bestimmt.
Die Kandidatin und die Kandidaten sind gebeten worden, einen etwa 35 – minütigen Vortrag zum Thema „Leitlinien und Ziele der Universitätsentwicklung 2018 – 2024“ zu halten. Anschließend hat das Publikum Gelegenheit für Fragen und zur Diskussion. Und das sind die drei AmtsanwärterInnen:
„Das Glück der späten Ankunft“ in Mannheim – Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer
Wie Sie denn vom schönen Salzburg nach Mannheim ziehen könne – diese Frage habe man Frau Eckkrammer nach ihrem Entschluss, in die Metropolregion Rhein-Neckar zu kommen, sehr häufig gestellt. Inzwischen ist sie hier in „Monnem“ zu Hause und fühlt sich sehr wohl.
Nach ihrem Diplomstudium der romanischen Philologie an der Universität Salzburg, zahlreichen Auslandsaufenthalten und ihrem Magisterabschluss beginnt die gebürtige Österreicherin schnell ihre Promotion – die Liste ihrer wissenschaftlichen Tätigkeiten liest sich lang – ist jedoch auch einige Zeit fernab der Universität tätig, unter anderem als Tourneeleitung, für eine Kranbaufirma, bei Festivals und als selbstständige Unternehmerin.
Schließlich lockt die Uni Mannheim 2008 mit ihrem Barockschloss und einer Professur für Romanische Sprach- und Medienwissenschaft. Eckkrammer tauscht also schließlich Mozartkugeln gegen Monnemer Dreck. Obwohl man in Mannheim ja angeblich immer zweimal weint – bei der Ankunft, und beim Abschied – spricht Frau Eckkrammer gerne vom „Glück der späten Ankunft“ in der Quadratestadt. Probleme, die schon vor ihrer Zeit passierten, hätten sie ja nicht mehr beeinflusst, was ihr einen unbefangenen, leichten Start im Barockschloss ermöglicht habe.
Hier wird es ihr von 2010 bis 2014 möglich, bereits als Prorektorin weitere Erfahrungen abseits ihres Fachs mit der universitären Struktur zu machen.
In Mannheim selbst ist sie außerdem im einzigartigen Frauenkulturrat und im Kulturausschuss, sowie als akademische Direktorin des Institut français tätig. Den kulturellen Austausch und engen Kontakt zwischen der Metropolregion Rhein-Neckar und der Stadt Mannheim sieht sie als wichtige Ergänzung zu ihren zahlreichen universitätsinternen Leitungsfunktionen.
Die Romanistin vergleicht die Universität mit einem Orchester: „Wenn alle gemeinsam spielen, soll ein guter Klang entstehen – jeder aber trägt verschiedene Aufgaben. Ich möchte deswegen für eine ‚Kultur der Ermöglichung’ einstehen.“ Durch flache Hierarchien und eine klare Beteiligungsstruktur wolle sie Studierende, Promovierende, Professoren und Mitarbeiter der Universität Mannheim zu regem Austausch motivieren. Sie sollen sich gegenseitig Möglichkeiten aufzeigen und so „zielgerichtet zusammenspielen“.
Von Oxford nach Mannheim – Prof. Jan Palmowski
Von Herrn Prof. Palmwoski kann man wohl aber sicher behaupten, dass er seinen Bildungsweg auf ungewöhnliche Art und Weise beschritten hat. So hat er sich zum Beispiel er, sich erst einmal auf die Insel abgesetzt, anstatt sein Studium in Deutschland zu beginnen, um Geschichte und Wirtschaft an der University of York zu studieren.
Nach seinem dortigen Studium folgte eine Promotion an der University of Oxford und eine Stelle am King´s College in London, an dem er von 2008 – 2012 Dekan der Geisteswissenschaften war. Seine letzte universitäre Stelle erfüllte er als Vizepräsident der University of Warwick, von der er allerdings freigestellt wurde, um in Brüssel am Zentrum der Macht mitzuwirken.
Bei so einem renommierten Profil fragt man sich wohl auch, was genau Palmowski nun an der Universität Mannheim so anspricht. Was hat ihn veranlasst sowohl Brüssel als auch Großbritannien hinter sich zu lassen, um die Rektorenstelle in Mannheim auszufüllen? Seine Antwort während der Diskussion am Dienstag ist eindeutig: „Ich will wieder weg von der Hochschulpolitik in Brüssel. Diese kann man nur machen, wenn man die andere Seite kennt, die an den Universitäten und Hochschulen selbst.“ Der Grund für Mannheim anstatt einer britischen Universitätsstadt: Die Uni Mannheim biete ihm mit ihrem klaren Profil und ihrer Exzellenz, die sie auch international behauptet, nicht nur etwas auf dem man aufbauen könne. Auch ein Profi hielte sie bereit, dass er einerseits bewundert aber andererseits glaubt, als Rektor selbst noch schärfen und erweitern zu können.
Palmowski erklärt, wie genau er dies anstellen will – Profil und die Exzellenz der Uni stärken: Durch eine Steigerung der Drittmittel, die Vorbereitung auf ExStra 2026 (ein Antrag auf Förderung durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder), die Vergabe neuer Stipendien, die Stärkung des Studium Generale und auch die der Beziehungen zu anderen Universitäten.
Sein Ziel und der Weg dorthin, hat Prof. Palmowski klar aufgezeigt. Die Antwort auf die Frage jedoch, ob Mannheim und er zusammenpassen, wird sich wohl noch zeigen. Hoffen wir einmal, dass das Sprichwort „In Mannheim weint man immer zweimal!“ nicht bei unserem zukünftigen Rektor zutrifft und diese Person stattdessen ihrem neuen Amt, der Uni und der Stadt Mannheim mit Freude entgegensieht.
„Wie Humus auf dem man aufbauen kann.“ – Prof. Dr. Thomas Puhl
Um 16 Uhr ist dann schließlich Prof. Dr. Thomas Puhl an der Reihe. Vermutlich ist er der bekannteste der drei Bewerber. Als Prorektor für Studium und Lehre besetzt er bereits jetzt eine Schlüsselposition in der Mannheimer Hochschulpolitik. In den vergangenen Tagen wirkte er zum Beispiel bei der Verhandlung der Bib-Öffnungszeiten oder der Klage zur Anwesenheitspflicht mit. Zugleich ist er Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Finanz- und Steuerrecht, Öffentliches Wirtschaftsrecht und Medienrecht an unserer Uni – seit fünf Jahren schon. Auch Stationen als Dekan und Mitglied im Prüfungsausschuss hat er hinter sich. „Ich habe gelernt, über den Tellerrand herauszuschauen“, erklärt er in seiner vierzigminütigen Vorstellungsrede.
Puhl ist Jurist, studiert hat er in Bonn und Genf. Thema seiner Promotion war die Minderheitsregierung nach dem Deutschen Grundgesetz. Der Zufall könnte kein besserer sein. Ausgerechnet seit dem Vortag ist die Regierungsform in aller Munde, nachdem klargeworden ist, dass es mit Jamaika nichts mehr wird. „Herausforderungen sind in meinen Augen auch Chancen“, meint Puhl (hätten sich das doch bloß auch die Jamaika Verhandler zu Herzen genommen). Eine solche sieht er zum Beispiel bei der demographischen Entwicklung in Deutschland. Immer mehr junge Menschen machten das Abitur und wollten studieren. Es sei wichtig, das unter diesen Umständen die Qualität der Lehre gesichert bleibt. Bisher würden die Rankings für unsere Uni sprechen. Auch die hohe Heterogenität durch die vielen ausländischen Studierenden zeichne uns aus.
Was in seiner Rede auch deutlich wird: Forschung hat für ihn oberste Priorität. Um dafür ein besseres Umfeld zu schaffen, plädiert er für Bürokratieabbau. Für eine Entwicklung von Strategien zur weiteren Forschung sieht er eine stärkere Vernetzung der Fakultäten vor, das Rektorat soll hier eine moderierende Rolle einnehmen. Sein allumfassendes Ziel: Dass die Uni ihre jetzige Top-Platzierung in den Rankings behält.
Auch Themen wie Digitalisierung spricht er an. Sie ist „wie Humus auf dem man aufbauen kann“. Wie schon derzeit als Prorektor, möchte sich Puhl auch als Rektor für den Ausbau des e-Learning einsetzen: „Studierende sind digital natives“. Wenn die Vorlesungen aufgenommen werden, könne die Heterogenität der Studierenden besser aufgefangen werden. Zum Beispiel, wenn sie die Sprache noch nicht so gut beherrschen oder nebenbei Angehörige pflegen müssen. Abschaffen will Puhl die klassische Vorlesung allerdings nicht, aus seiner Sicht sollten aber nur noch für spezifische Fragestellungen und die Vertiefung komplexerer Zusammenhänge verwendet werden, statt für Grundwissen, das sich auch online einfach aneignen ließe. Wählt man mit dem Kandidaten Puhl also den Weg in Richtung Zukunft? Sollte er tatsächlich Amtsnachfolger von Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden werden, wird sich dies ja zeigen. Aufgrund seiner bereits jetzt schon besonderen Stellung in der Hochschulpolitik und den Universitätsorganen stehen seine Chancen ja durchaus gut.
Von Solveig Bähner, Lea Achmüller, Alishia Latz, Anna Wohlmann & Adam Aach