Comments

Man hört nur das, was man hören will.

Man hört bekanntlich nur das was man hören will. Das sieht man auch im Zuge der jüngsten Erkenntnisse rund um die Sprengung der Nordstream 2 Pipeline. Gerade auf einer Selbstdarstellungs-Plattform wie Twitter tauchen reihenweise selbst erklärte Experten auf und wissen genau Bescheid. Mal ist die USA schuld, mal waren es pro-Ukrainische Saboteure, mal sogar die Deutschen. Und doch widersprechen sie sich alle, so sicher wie sie sich auch sind. Das zeigt zwei grundlegende Fehler menschlichen Handelns.

Den einen auffälligen Fehler bestätigt die WYSIATI Regel. Viele lassen sich doch zu schnell dazu verleiten bei solchen Erkenntnissen, gleich von einem Oceans-Eleven ähnlichen Szenario auszugehen. Sie sehen sofort den Boss der seine Crew um sich versammelt, die Handschuhe die Fingerabdrücke vermeiden sollen und auch schließlich die große Explosion die – Michael Bay typisch – die halbe Ostsee in die Luft gehen lässt. Aber hat Selenski als Regisseur wirklich so eine Oskar-würdige Vorstellung inszeniert? Die vorhandenen Informationen, so mangelhaft wie sie auch sind, lassen manche Menschen bereits glauben, dass es genauso ist. Es könnten Ukrainische Saboteure sein? Die Ukraine steckt dahinter. Von russischer Sabotage bisher keine Spur? Russland ist unschuldig. Und so weiter, denn: What you see is all there is, namensgebend für diese Regel. Aber was wenn gar nicht Selenski der Regisseur war und Michael Bay nur seinen neuesten Transformers drehen wollte? So oder so – bevor man zu schnell urteilt sollte man sich erstmal überlegen was man nicht weiß. Denn wahrscheinlich ist what you see eben nicht all there is.

Und der andere Fehler den ich hier ansprechen will ist der der Rückschau Fehler. Denn viele der selbsternannten Experten sagen auch, schon zur Zeit des Anschlags gewusst zu haben, dass es pro-Ukrainische Saboteure gewesen sein könnten. Und die wenigsten von Ihnen würden zugeben, damals noch geglaubt zu haben dass nur Russland dahinter stecken kann. Aber wenn man sich mal an die eigene Nase fassen würde: gewusst hat es keiner. Und das ist ja auch völlig okay. Aber darauf zu beharren man hätte es schon immer gewusst und voreingenommen nicht zu hinterfragen, welche Informationen man nicht hat, wäre falsch und grundlegend dekonstruktiv für die ganze Diskussion. Diese Fehler aufzuzeigen wird leider die wenigsten von ihrem falschen Handeln überzeugen, denn: man hört nur das, was man hören will.

Comment here