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Klimaneutralität: Ein Interview mit Studierendenwerk Mannheim

von Ioana Paul

Unsere Artikelserie über die Klimakrise geht nun weiter. Dieses Mal reden wir mit Studierendenwerk Mannheim, welches als erstes deutsches Studierendenwerk klimaneutral geworden ist. Über den Weg zur Klimaneutralität und weitere, geplante, nachhaltige Strategien erfahrt ihr in dem folgenden Interview.

bAStA: Wann hat es mit der genauen Planung des Weges zur Klimaneutralität angefangen? Wurden alle Studierendenwerke dazu verpflichtet? Und wenn ja, wurde eine Frist für das Erreichen der Klimaneutralität festgelegt?

Studierendenwerk Mannheim: Im September 2020 wurde erstmals unter dem Aspekt ökologische Bilanz das Thema Klimaneutralität projektiert. Es gibt keine direkte Verpflichtung der Studierendenwerke und somit keine Fristsetzung.

bAStA: Für eine genaue Ermittlung der verantworteten Emissionen hat sich Studierendenwerk Mannheim für das Konzept  „Kennzahlengestützter Klimaschutz“ entschieden. Könnten Sie uns kurz erläutern worauf sich das Konzept grob bezieht?

Studierendenwerk Mannheim: Klimaauswirkungen können nicht geschätzt werden, sondern müssen ganzheitlich und unter Berücksichtigung internationaler Standards ermittelt werden. Erst dann können die wesentlichen verantworteten Emissionen erkannt und nachweislich reduziert werden. Vor diesem Hintergrund hat sich das Studierendenwerk Mannheim für das Konzept „Kennzahlengestützter Klimaschutz®“ entschieden, bei dem die Analyse der treibhausgasäquivalenten Emissionen nach den Grundvorgaben des Greenhouse Gas Protocol erfolgt. Diese wurde um branchenspezifische Faktoren ergänzt, um eine reproduzierbare und transparente ökologische Bilanzierung mit Vergleichbarkeit gegenüber mehreren Geschäftsjahren sowie anderen Studierendenwerken zu gewährleisten. In Baden-Württemberg werden weitere Studierendenwerke das Konzept anwenden.

bAStA: Welche(s) Kompensationsprojekt(e) wurde(n) von Studierendenwerk Mannheim gewählt? Nach welchen Kriterien wurde(n) diese(s) Kompensationsprojekt(e) gewählt?

Studierendenwerk Mannheim: Für die ergänzende CO2-Kompensation werden ausschließlich offizielle Zertifikate der Vereinten Nationen verwendet, die zusätzlich gemäß der Anforderungen des Konzeptes „Kennzahlengestützter Klimaschutz®“ ausgewählt und geprüft wurden. Die Emissionsreduktionsgutschriften kommen durch die finanzielle Unterstützung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern zustande, die nicht wirtschaftlich rentabel, jedoch hochgradig ökologisch erstrebenswert sind. Das Kernelement des vom Studierendenwerk Mannheim ausgewählten Kompensationsprojektes ist die Versorgung von insgesamt über 20.000 Haushalten in Guatemala mit erneuerbarer Energie, die ohne die Kompensationsgelder nicht zur Verfügung gestellt, betrieben und gewartet werden könnte. Die technische Umsetzung dieses Kompensationsprojektes erfolgt durch den Aufbau und die Unterhaltung von 16 Windturbinen in San Antonio El Sitio. Da die Unterstützung des Studierendenwerks Mannheim eine Alternative zu der besonders emissionsintensiven fossilen Energieversorgung in Guatemala darstellt, wurden offiziell 3.097 t CO2e der jährlichen Emissions-Einsparung des Projektes in Höhe von durchschnittlich 81.392 t CO2e beigetragen.

bAStA: Inwiefern unterscheidet sich der Energieverbrauch während der Pandemie von dem Energieverbrauch aus der Zeit vor der Pandemie. Hat die Pandemie den Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2020 erleichtert?

Studierendenwerk Mannheim: Wir können eventuell bei der nächsten ökologischen Bilanz für das Jahr 2021 eine Aussage treffen, momentan liegen uns noch keine Vergleichszahlen vor.

bAStA: Was sind die nächsten Ziele von Studierendenwerk Mannheim für mehr Nachhaltigkeit? (1. Im Bereich Wohnheime 2. Im Bereich Mensa/Gastronomie)

Studierendenwerk Mannheim: 1.Umstellung der Wohnanlagen auf Ökostrom mit besonders niedrigem Emissionsfaktor sowie der weitere Ausbau von Photovoltaik-Anlagen

2. Einsatz energiesparender neuer Küchentechnik bei der Küchensanierung der Mensa am Schloss sowie im Rahmen des geplanten Umbaus des EO

bAStA:Wie werden diese neuen Klimaschutzmaßnahmen finanziert? Gibt es Finanzierungsprogramme für die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen?

Studierendenwerk Mannheim: In unserer größten studentischen Wohnanlage haben wir bereits ein Energieeinsparcontracting etabliert, bei dem jährliche Energiekosteneinsparungen von rund 150.000 € helfen die Maßnahmen zu finanzieren. Die bundeseigene Förderbank KfW finanziert das Bauen von energieeffizienten Gebäuden. Für unsere Wohnheimbauprojekte in B 6 und L 4 erhalten wir zinsvergünstigte Kredite und anteilige Darlehenstilgungen.